Struktur der Entscheidungs-Analyse
Das Umfeld in dem Entscheidungen in einem Projekt getroffen werden müssen,
kann aus vielen Gründen komplex sein:
·
Mehrfache
Ziele (Security, Kosten, Umwelt, etc.).
·
Schwierigkeit
gute Alternativen zu finden (erfordert Kreativität).
·
Immaterielle
Werte (Ethik und Moral, Verpflichtungen).
·
Extrem
langer Zeithorizont (z. B. mehrere Technologiezyklen).
·
Unterschiedliche
Interessensgruppen und Entscheidungsträger.
·
Extrem
unsichere Risiken oder Konsequenzen.
·
Erforderlicher
Trade-Off kritischer Werte.
·
Keine „overall“ Experten, (risikoaverse oder risikofreudige,
je nach Orientierung).
Die meisten Entscheidungen zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
·
Es steht
viel auf dem Spiel.
·
Sie besitzen
eine komplizierte Struktur.
·
Es gibt in
der Regel keine allwissenden Experten.
·
Die
Entscheidung muss gerechtfertigt werden.
In ihrem Kollektiv
beschreiben all diese Eigenschaften ein komplexes Entscheidungs-Problem. Die
Entscheidungs-Analyse kann dabei intuitiv definiert werden als: „Formalisieren von common sense (allgemein
verstanden als gesunder Menschenverstand) für Entscheidungen die zu komplex
sind für eine informelle Behandlung.“ Die obigen Aspekte können damit wie
folgt strukturiert werden:
Eine Entscheidungs-Analyse ist immer in vier Schritte gegliedert:
1.
Entscheidung
strukturieren.
2.
Alternativen
vorschlagen und die Konsequenzen bestimmen.
3.
Präferenzen
der Entscheidungsträger aufstellen.
4.
Die
Bewertungen aller Alternativen vornehmen.
Methodik Schritt 1:
Die dynamische Natur der
Entscheidung muss berücksichtigt werden, d.h. sowohl die Aktionen die auf die Entscheidung folgen, als auch die darauf folgenden
Reaktionen auf eintretende Ereignisse. Das bedeutet, die weiteren
Entscheidungspunkte und die entsprechenden potenziellen Reaktionen die sich
daraus ergeben, müssen ebenfalls bereits zu Beginn identifiziert werden. Diese
dynamische Struktur – die sich zeitlich verändert - wird in Form eines
Ereignisbaumes (ET) dargestellt. Dabei müssen bereits in diesem frühen Stadium
die „schlechten“ Alternativen möglichst eliminiert werden, damit der
Ereignisbaum handhabbar bleibt; das ist das erste Problem. Das zweite Problem
ist, dass oft intuitiv keine „guten“ Alternativen gefunden werden. In diesem
Fall kann es hilfreich sein, sich zuerst die Konsequenzen zu überlegen und dann
rückwärts zu analysieren, welche Alternativen zu diesen Konsequenzen führen
könnten. Die Generierung dieser Hierarchie ist eine sehr anspruchsvolle kreative
Aufgabe.
Methodik Schritt 2:
In dieser Phase sollen die Konsequenzen der
Alternativen bestimmt werden. In der Realität ist dies wegen den Unsicherheiten
der Konsequenzen nicht so leicht wie es scheint. Aus diesem Grund muss für alle
Alternativen ein Set von Konsequenzen und ein Set von Wahrscheinlichkeiten evaluiert
werden. Dies wird über Wahrscheinlichkeits-Verteilungen und Monte Carlo
Simulationen (MC) erreicht. Ein grosses Problem stellen dabei gegenseitige
Abhängigkeiten dar. Ob deterministisch oder probabilistisch, in beiden Fällen
müssen konkrete Werte für den Input eruiert werden. Hier ist ein Problem, dass
unterschiedliche Experten oft über unterschiedliche Erfahrungen und Meinungen verfügen.
Ein singulärer konsistenter Input kann über verschiedene Methoden wie Analytical Hierarchy Process (AHP) und Fuzzy Logic (FL) erreicht werden. Die
Langzeit-Problematik kann durch den Einsatz von Statistics of Extreme Events
(EE) behandelt werden.
Methodik Schritt 3:
Es ist selten der Fall, dass in einer
Entscheidung – sei es mit einfachem oder mit multiplem Ziel –
garantiert werden kann, welche Alternative zu den optimalsten Konsequenzen
führen wird. Die Frage muss also eher sein: „Sind die potenziellen Vorteile wenn alles gut geht, die Nachteile wert,
wenn es falsch läuft?“ Dies ist die klassische Art der Risiko-Analyse und
des Trade-Off Verfahrens.
Methodik Schritt 4:
Wenn das Entscheidungs-Problem strukturiert
ist und alle Informationen zur Verfügung stehen, muss die optimale Lösung
evaluiert werden. Dies wird typischerweise mit der Technique for Order Preference by Similarity to Ideal Solution
(TOPSIS) angegangen. In diesem Schritt ist es extrem wichtig, die Sensitivität
des Modelles auf die unterschiedlichen Inputs in Bezug auf Wahrscheinlichkeiten
und Präferenzen zu bestimmen.
Der ultimative Zweck
der in diesen vier Schritten beschriebenen Methodik ist die Unterstützung der
Entscheidungsträger zu besseren Entscheidungen. Mit der Analyse ist das Problem
aber nicht vom Tisch, selbst wenn die Methodik
suggeriert, dass der Vorgang „straight
forward“ verläuft. Vielmehr sind intensive Interaktion und permanenter
Informationsaustausch zwischen allen beteiligten Experten und
Entscheidungsträgern absolut essentiell. Während zu Beginn der
Entscheidungs-Analyse eine eher vage Definition des Problems, der Alternativen
und der Ziele vorhanden ist, wird es oft erforderlich sein, einzelne Schritte
nicht sequenziell sondern eher simultan oder überlappend auszuführen; so ist es
oft sinnvoll Schritt 3 gleichzeitig oder sogar vor Schritt 2 zu realisieren.
Interessant ist ein Vergleich von Baruch Fischhoff der in einer Publikation
1980 die Vermutung äusserte, zwischen Entscheidungs-Analyse und Psychotherapie
bestehe eine Analogie: „An analogy is drawn between decision analysis and the
somewhat older profession of psychotherapy. Both offer a variety of techniques
designed to help people function in a difficult and uncertain environment; both
developed rapidly, sustained by a coherent underlying theory and anecdotal
evidence of having helped some clients.”